Krim Soz

Welche Herangehensweise bietet sich bei einem Kriminalitätslagebild an?

Unterscheidung zwischen Hell- und Dunkelfeld
 
HELLFELD
= alle durch Polizei + Justiz registrierten Straftaten => PKS
Prävalenzrate: Anteil von Personen, auf die bestimmtes zu untersuchendes Merkmal zutrifft
Inzidenz: Häufigkeit, mit der ein bestimmtes Merkmal auftritt => Täterinzidenz : Anzahl begangener Delikte in einem bestimmten Zeitraum
Kennwerte :
KHZ (Kriminalitätshäufigkeitsziffer) : Anzahl der Ereignisse pro 100.000 Einwohner
=> insgesamt ca 5 Mio Ereignisse, KHZ 6700 , im Westen deutlich mehr absolut gesehen, jedoch KHZ im Osten höher
TVBZ (Tatverdächtigenbelastungsziffer) : Anzahl der durch Polizei ermittelten Tatverdächtigen auf 100.000 Einwohner
=> insgesamt ca 2,1 Mio, TVBZ 2000, die meisten Heranwachsende, dann Jugendliche, dann Erwachsene
VUZ (Verurteiltenziffer) : Anzahl der Verurteilten auf 100.000 Einwohner
GZ (Gefangenenziffer) : Anzahl der Gefangenen auf 100.000 Einwohner
 
(P) Verschiedene Verzerrungsfaktoren im Hellfeld
- Anzeigeverhalten : 90 % der Straftaten gelangt durch Anzeigeerstattung ins Hellfeld ( victim as a goal-keeper of the criminal justice-system, Hindelang)
=> hängt jedoch ab von : Kriminalitätseinstellungen, Sanktionseinstellungen, Normsozialisation, Täter-Opfer-Beziehung gerade bei Delikten im sozialen Nahbereich (insbes. häusliche Gewalt, Sexualdelikte, hohe Dunkelziffer); anonyme Delikte werden häufiger angezeigt
 
- Ermittlungsressourcen: vor allem bei Schwerpunktbildung größeres Hellfeld, insbes. bei Kontrollkriminalität (WK, OK, BtMG, StVO)
 
- Tatverdacht, Subsumtion : TV bestätigt sich im weiteren Verfahren nicht;
strafrechtliche Bewertung des Sachverhalts durch Laien als Anzeigeerstatter wird im weiteren Verfahren nicht bestätigt (insbes. Deliktsbeurteilung im weiteren Verfahren wird durch PKS nicht abgebildet, partielle Überbewertung der Delikte)
 
 
=> PKS als Abbild des ,,Hellfelds'' äußerst differenziert zu betrachten, da sie eher eine ,,Kriminalitätskontrollstatistik'' zu bewerten, die bereits einen Ausfilterungsprozess durch die subjektive Wahrnehmung des Bürgers erfahren hat
 
=> Kriminalitätsstatistiken ließen nur dann Rückschlüsse auf tatsächliches Kriminalitätsaufkommen zu, wenn sie
a) Kriminalität als solche messen und nicht das Kontrollverhalten
b) zwischen vermessenem Hellfeld und der Gesamtmenge der sich wirklich ereignenden Kriminalität ,,Gesetz der konstanten Verhältnisse'' gelten würde
 
 
DUNKELFELD
absolutes : alle nicht ins Hellfeld geratenen Straftaten
relatives : durch Befragung bekannt gewordene Staten
 
insbes. relatives Dunkelfeld:
- Erhebung von Daten durch anonyme, repräsentative, standardisierte Umfragen von Tätern, Opfern, Experten, Informanten
 
Aber auch hier : Verzerrungsfaktoren,
insbes. Rezenzproblem bei längerer Referenzperiode in der Befragung
insbes. Schutz-Mechanismen
- Vorwärtsteleskopieren (zeitlich länger zurückliegendes als kürzliche geschehen empfinden, Virgilanz, nicht vergessen)
-Rückwärtsteleskopieren (zeitlich kürzer zurückliegendes als länger zurückliegend empfinden, Bagatellisieren, Verdrängen
=> kann durch strukturieren der Befragrung durch Fixpunkte und ,,wachrufen'' der Erinnerung bewältigt werden
 
- Bereiche in denen Dunkelziffer besonders hoch
 

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