M6a Test- und Fragebogenkonstruktion 

Itemformulierung
+ Itemarten (6 Unterscheidungen)
+ weitere Aspekte (4)

Kategorisierung von Itemarten
  • direkte vs. indirekte Fragen:
    • Sind Sie ängstlich?
    • Fühlen Sie sich unsicher, wenn Sie nachts allein auf der Straße sind?
  • Hypothetische vs. biographiebezogene Itemformulierung:
    • Stellen Sie sich vor, es gäbe immer wieder Konflikte zwischen den Mitarbeitern in ihrer Abteilung. Was würden Sie dagegen unternehmen?
    • Wie haben Sie sich bei der letzten Auseinandersetzung mit einem Kollegen/Kommilitonen verhalten?
    • Problem: Gefahr von Fehleinschätzungen vs. Situationskomponente
  • konkrete vs. abstrakte Items:
    • Wie verhalten Sie sich, wenn Sie einen Streit zwischen Kollegen schlichten müssen?
    • Wie belastend schätzen Sie die Arbeit in einem konfliktreichen Arbeitsumfeld ein?
    • Problem bei abstrakten Items: Interpretationsfreiräume möglich und die Gefahr von Fehleinschätzungen
  • Personalisierte vs. depersonalisierte Items
    • Benutzen Sie Kondome?
    • Sollte man Kondome benutzen?
    • Problem: kann als Verletzung der Privatsphäre empfunden werden vs. nur allgemeine, nichtssagende Antworten werden gegeben
  • Stimulusqualität/ -intensität
    • die emotionale Intensität, mit der Reaktionen bei Testteilnehmern hervorgerufen werden emotionsneutrale Frage vs. Frage zu emotionalen Zustand
    • Halten Sie sich für einen ängstlichen Menschen?
    • Bekommen Sie Herzklopfen, wenn Ihnen jemand nachts auf der Straße folgte?
  • Aufgabeninhalte
    • wesentlich, da das Vermischen von Items aus unterschiedlichen Kategorien innerhalb eines Tests zu methodischen Artefakten führen kann.
      • Fragen zur Selbstbeschreibung, z. B. »Ich lache oft«
      • Fragen zur Fremdbeschreibung, z. B. »Meine Freunde halten mich für eine tüchtige Person«
      • Fragen zu biografischen Fakten, z. B. »Ich habe mehrmals Abenteuerurlaube gemacht«
      • Trait-/Eigenschaftszuschreibungen, z. B. »Ich halte mich für spontan«
      • Motivationale Fragen, z. B. »Ich habe eine besondere Vorliebe für Aufgaben, die schwer zu knacken sind«
      • Fragen zu Wünschen und Interessen, z. B. »Ich schaue gerne wissenschaftliche Sendungen an«
      • Fragen zu Einstellungen und Meinungen, z. B. »Es gibt im Leben Wichtigeres als beruflichen Erfolg«.
 
Sprachliche Verständlichkeit
  • Gefahr von Fehlinterpretationen und Motivationseinbußen
    • Items positiv formulieren und Negation meiden
    • Klare Satzkonstruktionen
    • Keine Abkürzungen
    • Fachbegriffe vermeiden
    • Intensitätsangaben problematisch
 
Eindeutigkeit des Iteminhaltes
  • wenn alle Probanden den Iteminhalt in gleicher Weise verstehen & die Antworten entsprechend der individuellen Ausprägung geben
  • Wichtig, um eine intersubjektiv gemeinsame Verständnisbasis zu schaffen —> von einer Vergleichbarkeit der Messungen kann dann ausgegangen werden
    • Keine Universalausdrücke
    • Schwieriges definieren
    • Mehrdeutigkeit vermeiden
    • Keine Verknüpfung von mehreren Aussagen
    • Vorwissen der Probanden beachten
    • Zeitspannen klar angeben
 
Varianz des Antwortverhaltens und Itemschwierigkeit
  • Items müssen interindividuelle Unterschiede abbilden
    • Extrem leicht und extrem schwer lösbare bzw. bejahbare Aufgaben vermeiden, da ein Item, das die meisten Probanden lösen (bejahen) bzw. das die meisten Probanden nicht lösen (verneinen), fast keine Unterschiede in der Beantwortung erzeugen würde
    • Bei der Konstruktion von Leistungstests: verschiedene Schwierigkeitsstufen
 
Weitere Aspekte
  • Aktualität: Items sollten nicht zu schnell veralten bzw. deren Beantwortung nicht auf das Tagesgeschehen abzielen
  • Wertungen: Vermeidung von Suggestiven Fragen/Items
  • Festlegung der Antwortrichtung: ob eine zustimmende oder ablehnende Antwort im Sinne einer hohen bzw. einer niedrigen Ausprägung zu interpretieren ist.

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