Heilpraktikerprüfung

Fallvorstellung Ein Patient stellt sich bei Ihnen vor. Er klagt über eine allgemeine Mattigkeit, Verstopfung und Bauchschmerzen. Aus der Anamnese erfahren Sie, dass er keine relevanten Vorerkrankungen hat und vor zwei Wochen geschäftlich in Indonesien war. Die körperliche Untersuchung ergibt eine fieberhaft erhöhte Körpertemperatur von 38,3°C und einen im Verhältnis zur Körpertemperatur langsamen Herzschlag (relative Bradykardie) sowie rötliche Flecken am Bauch. Die Zunge ist im mittleren Bereich von einem grau-weißen Belag bedeckt, der aber die Zugenspitze- und ränder ausspart. Was ist Ihr Verdacht?

Bei diesem Patienten besteht der dringende Verdacht auf einen Typhus abdominalis. Diese Erkrankung wird von Salmonella typhi übertragen, einem begeißelten, gramnegativen Bakterium. Der Übertragungsweg ist fäkal-oral, Hauptansteckungsquellen sind also verunreinigtes Trinkwasser und Speisen. Heutzutage tritt diese Erkrankung fast ausschließlich in Entwicklungsländern auf, Fälle in Industrienationen wie Deutschland stehen so gut wie immer mit Auslandsreisen der Betroffenen in Verbindung. Verdacht auf sowie Erkrankung und Tod durch Typhus sind meldepflichtig.
Symptome und Verlauf der Erkrankung
Nach Ansteckung mit dem Erreger beträgt die Inkubationszeit etwa 1-3 Wochen. Der weitere Verlauf kann in Stadien eingeteilt werden: 1.) Stadium incrementi
  • Etwa 1 Woche lang
  • Treppenförmiger Fieberanstieg bis auf 40-41°C
2.) Stadium fastigii
  • Etwa 2-3 Wochen lang
  • Relative Bradykardie und Leukopenie
  • Teilweise Bewusstseinsstörungen, Milzschwellung, rötlicher fleckförmiger Ausschlag an Oberkörper und Bauch (Roseolen), belegte "Typhuszunge" (in der Mitte deutlich belegt, an Rändern und Spitze der Zunge frei)
  • Erbsbreiartiger Durchfall (Zerstörung der Peyer-Plaques im Dünndarm durch das Bakterium) nach etwa 14 Tagen
  • 3.) Stadium decrementi
    • Variable Länge, oft über längere Zeit
    • Absinken des Fiebers
    • 10% der Erkrankten, die nicht behandelt wurden, scheiden für bis zu 3 Monaten Typhusbakterien aus, 5% der unbehandelt Erkrankten bleiben Dauerausscheider (über mehr als 1 Jahr) von Salmonella typhi.
    Therapie
    Behandelt wird der Typhus mit Antibiotika, Mittel der Wahl sind Chinolone wie Ciprofloxacin oder Ofloxacin, als Alternative können auch Cephalosporine der 3. Generation eingesetzt werden. Bettruhe ist unbedingt notwendig.
    Einer Ansteckung durch Typhus kann mit einer Impfung vorgebeugt werden. Der Lebendimpfstoff ist gut verträglich und schützt etwa 60-70% der Geimpften bis zu drei Jahren gegen eine Ansteckung.

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