Asendorf & Neyer - Sechs Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie

1. Eigenschaftsparadigma

Transsituative Konsistenz - Walter Mischel 

Walter Mischel:
löste durch eine Übersicht über empirische Befunde zur niedrigen transsituativen Konsistenz beobachteten „Verhaltens“ eine langanhaltende Konsistenzdebatte aus, weil er aus der niedrigen Konsistenz von Verhaltensunterschieden zwischen Personen den Schluss zog, dass Verhalten sehr viel stärker durch Situationen als durch Persönlichkeitseigenschaften bedingt sei 

→ Dies wiederum wurde bisweilen so interpretiert, dass das Konzept der Persönlichkeitseigenschaft und der Persönlichkeit eine Fiktion der Alltagspsychologie sei & in der Wissenschaft keinen Platz habe.


→ Mischels Kritik beruhte jedoch auf einem Fehlschluss. Denn Verhalten kann stark situationsabhängig sein, aber dennoch kann die hierfür verantwortliche Eigenschaft transsituativ hoch konsistent sein, nämlich dann, wenn die Rangfolge der Personen innerhalb aller Situationen ähnlich ausfällt.

ABBILDUNG:
Gezeigt ist die Angststärke von vier Personen in zehn verschiedenen Situationen, die so angeordnet sind, dass die mittlere 
Angststärke aller Personen von links nach rechts zunimmt. Offenbar ist die Angst (das Verhalten) stark situationsabhängig, aber die transsituative Konsistenz der Eigenschaft „Ängstlichkeit“ ist trotzdem hoch, denn die Rangfolge der vier Personen in Angst innerhalb jeder Situation ist identisch.

Grafisch ausgedrückt: die Situationsprofile der 4 Personen überschneiden sich nicht.
Allgemein gilt: Die transsituative Konsistenz ist genau dann sehr hoch, wenn die Situationsprofile der Personen sich fast nur um eine Konstante unterscheiden. Überschneiden sich die Profile, gerät die Rangreihe der Personen durcheinander und die transsituative Konsistenz ist entsprechend niedriger.

Auch bei starker Situationsabhängigkeit des Verhaltens kann die transsituative Konsistenz der Verhaltensunterschiede hoch sein.

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